Stuart Ramsey, Leiter Markenpartnerschaften bei Socios, teilt mit uns anhand seiner 15 Jahre Erfahrung in der Sportbranche sein Rezept für hohe Leistungen.
Was bedeutet „hohe Leistung“ für Sie?
Hohe Leistung bedeutet für mich, in jedem Aspekt ihres Lebens das Beste aus Menschen herauszuholen. Es geht darum, Menschen die Möglichkeit und den Ansporn zu bieten, ihr Bestes zu geben.
Der Schlüssel liegt darin, das Potenzial des Einzelnen zu verstehen und dieses Potenzial dann auf andere abzustimmen, um ein leistungsstarkes Team aufzubauen. Sie können beispielsweise einen Mitarbeiter haben, der in bestimmten Aspekten großartig ist, aber nicht in das Gesamtbild des Teams passt.
Es geht also darum, das Beste aus jemandem herauszuholen, aber gleichzeitig zu erkennen, wohin ihn sein Potenzial führen kann, und das Gesamtbild aus dieser Makroperspektive zu betrachten.
Welche Faktoren waren in der Vergangenheit Hindernisse für Ihre „hohe Leistung“?
Keine klare Vision davon zu haben, welche Rolle jede Person im Team spielt, ist ein großes Hindernis für den Aufbau von leistungsstarken Sportteams. Anführer eines Teams müssen verstehen, wie sie die vorhandenen Fähigkeiten nutzen und andere Mitglieder dazu anregen, im Kollektiv zu arbeiten.
Im Profifußball gibt es unglaubliche Gruppen junger Spieler. Von außen hat man das Gefühl, es wäre alles Glanz und Gloria, aber hinter den Kulissen hat man ständig das Gefühl, auf Probe eingestellt zu sein – man kann jederzeit aussortiert werden.
Das führt dazu, dass viele Spieler nicht so gut spielen, wie sie könnten. Wenn sich Verunsicherung in ihnen breitmacht, spielen sie oft dort, wo sie denken, dass es richtig sei, anstatt sich auf ihren Instinkt zu verlassen. Das geschieht im Fußball immer häufiger, und Daten spielen eine interessante Rolle, da sie Spieler manchmal davon abhalten können, kreativ zu sein. Viele Spieler haben mich nach einem Werbedreh gefragt: „Wie viel bin ich gelaufen?“ oder „Wie viele Sprints habe ich gemacht?“. Zwar können Spieler fantastische individuelle Statistiken aufweisen, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass das Team gut zusammengespielt hat.
Ist hohe Leistung in Ihrer Organisation eher ein Produkt leistungsstarker Einzelpersonen oder wirkungsvoller Teamarbeit?
Es fängt mit dem ersten Tag an: Man muss eine klare Vision und ein klares Ziel haben.
Nehmen wir als Beispiel das Kennedy Space Center. JFK fragte eine Reinigungskraft, was ihre Aufgabe sei, und sie antwortete: „Menschen auf den Mond zu bringen.“ Es ist wichtig, dass Sie die zentrale Vision Ihres Unternehmens teilen, egal was Ihre Berufsbezeichnung ist. Natürlich ist es in einem Konzern schwieriger und im Sport viel einfacher, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, aber die richtige Person und Einstellung kann in jeder Branche Leidenschaft entfachen.
Das britische Team für die Olympischen Spiele besteht aus 400 Athleten in 33 verschiedenen Disziplinen, die einander normalerweise nie zu Gesicht bekommen. Aber wenn sie das Trikot anziehen, sind sie Teil des Teams. Sie haben ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Vision, die allein auf die Umgebung des britischen Teams zurückzuführen sind. Das fängt schon bei kleinen Dingen an, wie zum Beispiel, dass alle die gleiche Kleidung tragen. Egal, ob Mo Farah oder ein Bogenschütze, der in Vollzeit arbeitet: Man hat sich qualifiziert und nimmt an den Olympischen Spielen teil, also ist man Teil eines leistungsstarken Teams.
Es ist auch wichtig, dass Menschen von Herausforderungen und Erfolgen erzählen, um untereinander einen Kameradschaftsgeist aufzubauen und Teams auf sozialer Ebene zu inspirieren. Wenn wir Projektgruppen zusammenstellen, versuche ich, ein Mitglied aus jeder Unternehmensebene einzubeziehen, um unterschiedliche Sichtweisen einzubringen. Ich wende auch eine Technik an, die „the idiot in the room“ (der Dümmste im Raum) genannt wird. Ich sorge dafür, dass es in jeder Gruppe eine Person gibt, die Fragen stellt, die sonst niemand stellt. So sind alle entspannter und offener für andere Fragen. Außerdem führt es zu unglaublichen Innovationen.
Wir halten Meetings nicht um der Sache willen ab. Es ist wichtig, sich Zeit für strukturierte Zusammenarbeit zu nehmen und sicherzustellen, dass Meetings zum optimalen Zeitpunkt eingeplant werden, um Ergebnisse zu ermöglichen. Veränderungsprojekte sollten beispielsweise am Anfang einer Woche oder eines Monats durchgeführt werden.
Welche Rolle spielt oder kann Technologie spielen?
Wir nutzen viele verschiedene Technologietools. Nicht alle von ihnen sind spannend, aber für mich kommt es darauf an, ein Tool zu haben, mit dem man alles im Detail betrachten und die Bedeutung dieser Details verstehen kann. Wir haben aktuell ein Tool für das Asset-Management, das unsere Assets sowie Richtlinien zu ihrer Verwendung weitergibt.
Man muss auch sicherstellen, dass sie richtig verwendet werden. Slack ist zum Beispiel ein Tool für die Zusammenarbeit und sollte, wenn Sie zusammen im Büro sind, nicht zum Chatten verwendet werden. Für Tage in Remote-Arbeit ist es allerdings ideal. Wenn Teams den ganzen Tag auf Zoom arbeiten, gibt es diese Momente an der Kaffeemaschine nicht mehr. Tools wie Slack können allerdings auch über verschiedene Zeitzonen hinweg für solche Momente sorgen.